Ein ehrenamtlicher Begleiter der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe Siegen e.V. berichtet

An seinem 70ten Geburtstag lernte ich Rudi G kennen. Er ist an Alzheimer erkrankt und lebt im Haus St. Anna in Netphen, einer Pflegeeinrichtung in Trägerschaft der Mariengesellschaft. Dieses Haus zeichnet sich dadurch aus, dass es als eine der wenigen Einrichtungen dieser Art in Deutschland hier ausschließlich Menschen mit Demenz betreut werden (häufig leben demenzkranke Menschen in normalen Altenheimen/-einrichtungen).
Die Menschen in Haus St. Anna können sich auf der Station oder im Garten frei bewegen, es herrscht ein entspanntes und wohlwollendes Klima.

Rudi hat eine eingeschränkte Mobilität und ist auf Pflege in allen Lebensbereichen angewiesen. Essen und Trinken geht selbstständig, Aufstehen und Setzen nur mit Unterstützung. Er kann allein mit dem Rollator oder „mit an die Hand nehmen“ gehen, wobei er die Füße nur wenig anheben kann und nach einiger Zeit auch eine Pause braucht. In der Regel ist er aber gerne bereit mich auf einer Runde zu begleiten. Er starrt oft vor sich hin, nimmt aber auf Ansprache Augenkontakt auf, den er dann auch aufrecht hält. Rudi ist ein freundlicher und umgänglicher Mensch.

Entsprechend dem Krankheitsbild gibt es kognitive Einschränkungen im Erinnerungs- und Sprachvermögen, Worte sind häufig zusammenhanglos. Vielfach gibt es dennoch gute Kommunikationsmöglichkeiten. Auf einfache Fragen, wie „Sollen wir eine Runde gehen“, „Schmeckt es dir?“, „Soll ich nächste Woche wieder kommen?“  etc. gibt Rudi klare Antworten. Häufig klappt es auch gut, ihn zum Reden zu bringen, in dem ich verschiedene Punkte anspreche über Dinge, mit denen er in der Vergangenheit vermutlich Berührungspunkte hatte. Häufig kommt es auch vor, dass er darüber anfängt zu Lachen, was ich ihm gerne widerspiegel. Es ist einfach schön in sein Lachen einzustimmen. Mit weiteren Nachfragen versuche ich den Gesprächsfaden weiter zu spinnen. Öfter kommen dabei ganz unerwartete Äußerungen. Ich versuche ihn über Bilder, Musik oder Lieder zu erreichen. Häufiger kommt es auch vor, dass Rudi nach einiger Zeit im Kontakt in einen Redefluss gerät, aus dem sich neuen Anknüpfungspunkte und Rückfragen ergeben und dann ein reger Austausch stattfindet. Auf meine Frage zum Abschied, ob ich wieder kommen soll antwortet er immer mit „Ja klar“ oder „Selbstverständlich“. Ich habe das Gefühl meine Besuche tun ihm gut und er ist gerne im Kontakt. So kommt es durchaus vor, dass er meine Hand nimmt und sie streichelt.

Rudi
Markiert in: